Das Französisch Ploynesien vorerst die Grenzen geschlossen hält, war ein ziemlicher Dämpfer für uns. Die letzten Wochen waren anstrengend, der Alltag von Arbeiten am Boot definiert. Das Gute dabei, wir hatten immer im Blick für was wir das Alles tun. Der Traum endlich den Pazifik zu überqueren, nachdem wir die Überquerung letztes Jahr schon nicht in Angriff nehmen konnten, würde bald Realität werden.
Als wir die Arbeiten beendigt haben erfahren wir kurz darauf, dass die Einreise durch die Pandemie bis mindestens April nicht möglich sein wird. Große Enttäuschung…
Unser Crew für den Transpacific ist quasi auf dem Weg und wird in einer Woche eintreffen. Wie schon so oft müssen wir Pläne über den Haufen werfen und Neue schmieden. So viele Möglichkeiten haben wir nicht. Trübsal blasen ist nicht. Wir sind in einer extrem privilegierten Stellung und es gibt wirklich schlechter Orte an denen man gerade sein könnte. Schnell steht fest, wir bleiben in Mexiko, genießen dieses wunderbare Land noch so lange es eben „nötig ist“.
Am 27. Februar treffen Sophia und Nele bei uns an Board ein. Die Umstellung ist groß von einem Corona beherrschten Deutschland zum vergleichsweise offenen Mexiko. Nach ein paar Tagen Eingewöhnung in Puerto Vallarta starten wir zu unser ersten Desination!
Isla Isabela, eine kleine Insel 80 Seemeilen nördlich von Puerto Vallarta. Die Insel ist ein Naturschutzgebiet, soll ein gutes Tauchgebiet sein und liegt perfekt auf dem Weg zu unserem zweiten Ziel Mazatlan. Hart am Wind segeln wir auf Kreuzkurz der Insel entgegen. Die neue gestrichene Arrya segelt wieder richtig gut und wir machen bei nur 10 Knoten Wind 7 Knoten SOG (speed over ground). Wieviel Geschwindigkeit so ein paar Pocken am Rumpf klauen ist wirklich unglaublich.
Als ich morgens bei Sonnenaufgang die Insel vor unserem Bug erkenne steigt die Vorfreude gewaltig. Früh erkennt man unzählige Vögel, die um die verschiedenen Platons kreisen. Kurz vor der Ankunft stirbt der Wind. Die letzten Meilen motoren wir und rechnen schon mit einem rolligen Ankerplatz. Ziemlich ungeschützt sieht die Küste aus. Als wir jedoch im durchaus schwierigen Ankerspot, mit zwei Ankern sicher liegen, zeigt sich das uns die großen Ozeanwellen, die in die Bucht kommen, uns nur leicht anheben. Wir blicken auf einige Fischer Boote, die am Strand liegen. Ein paar Leute erkennt man auch, und immer wieder fährt eins der Pangas an uns vorbei. Nachdem wir angekommen sind, fackeln wir nicht lange, bauen das Dingi auf, ziehen Neoprenanzüge über und los gehts zum ersten Tauchgang.
Wir sind zu viert. Nachdem wir die optimale Gewichtsverteilung im Dingi ausgemacht haben, heizen wir in Gleitfahrt um die Ecke, werfen den Anker in hohen Wellen zwischen zwei 30-40 Meter hohen im Wasser ragenden Gesteinsformationen auf der Ostseite von Insel Isabel. Dieser Ort sieht unwirklich aus! In Aushöhlungen des Gesteins nisten Vögel und über uns kreisen schwarze Fregattvögel elegant um das Eiland.
Wir hüpfen ins Wasser. Die Strömungen sind stark, besonders da wo Wellen meterhoch spritzen wenn sie auf die Felswände auftreffen. Von unterwasser gesehen, sieht es aus wie eine Explosion, aber alles ist ruhig da unten und einfach wunderschön.
Tauchen bestimmt die nächsten Tage zu einem großen Teil. Jeden Tag ein bis zweimal Freediving, zudem unternehmen wir an einigen Tagen auch Flaschen Tauchgänge. Wir erkunden die verschiedenen Riffe rund um die Insel. Zu sehen bekommen wir verschiedenste Rochenarten, Schildkröten und Fische. Und eine Sache ist ganz besonders. Nahezu jeden Tag hört man Buckelwale singen.
Überall um die Insel tummeln sich diese Giganten der Meere und wir bekommen sie auch sehr oft zu Gesicht. Die 11-19 Meter großen Säuger katapultieren ihre tonnenschweren Körper meterhoch aus dem Wasser. Mehrmals dürfen wir dieses Spektakel aus nächster Nähe, im Dingi sitzend bestaunen. In einem drei meter langen Schlauchboot zu sitzen während so ein Koloss nur 15 Meter neben einem aus dem Wasser springt, kann schon zu einem mulmigen Gefühl führen.
Die Chance mit diesen Riesen selbst im Wasser zu sein lassen wir uns jedoch nicht nehmen. Tim und ich versuchen mehrmal die Tiere abzupassen, ins Wasser zu springen um sie zu filmen. Die bescheidene Sichtweite macht uns jedes mal einen Strich durch die Rechnung und nur einmal erkenne ich den weiß aufleuchtenden Bauch eines Wals im Wasser. Den Haken hinter Tauchen mit Buckelwalen können wir diesmal noch nicht setzen.
Das Erlebnis so nah an den Tieren zu sein und sie in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten bleibt trotzdem in unseren Köpfen und euphorisiert brechen wir auf zu einem weiteren Tauchgang auf.
Unsere anfängliche Skepsis dem Gerätetauchen über haben wir schon längst überwunden. Die einhergehende Möglichkeit über 40-50 Minuten die Unterwasserwelt genau zu betrachten, bringt ganz neue Möglichkeiten mit sich. Einerseits erkennt man viele neue Organismen und Lebewesen, die erst dann auffallen, wenn man eine Felsformation oder einen Sandfleck mehrere Minuten betrachtet, auf der anderen Seite haben wir nun auch viele mehr Zeit um das Erlebte unterwasser filmisch festzuhalten. Wie man so schön sagt, wir sind hooked und können die vielen zukünftigen Tauchgänge sowohl ohne als auch mit Flasche, garnicht mehr abwarten!
Isla Isabel beschert uns mit allerlei wahnsinnigen Erlebnissen im, unter und auf dem Wasser aber auch das Land der Insel beeindruckt.
Wir unternehmen mehrer kleine Wanderungen, auf den höchsten Berg auf der Westseite der Insel. Der kleine Pfad ist steil, führt an einem Bilderbuchstrand entlang und die ganze Zeit hat man nistende Vögel in den Augenwinkeln. Nur einen Meter neben unseren Köpfen sitzen die großen Meeresvögel(Fregattvögel) in den Büschen, brüten oder tronen schützend über schon ausbrütenden Jungvögeln.
Auf dem Weg muss man zusehen nicht auf eine der vielen, sich in der Sonne wärmenden Echsen zu treten. Sie flacken auf dem warmen Boden lassen sich durch uns nur wiederwillig aus der Ruhe bringen.
Der Weg zum Gipfel ist nicht sehr lang aber steil. Umso höher wir kommen, desto weniger der Fregattvögel nisten neben dem Pfad. Als der Leuchtturm in Sicht ist und der Gipfel fast erreicht, macht sich ein neues Geräusch breit. Ein sanftes Pfeifen, welches perfekt mit dem des Windes harmoniert ertönt immer wieder. Oben sehen wir woher dieses kommt. Denn den wohl schönsten Platz des Eilands haben die Blaubusstölpel, die hier oben nisten und hausen. Namensgebend sind natürlich ihre blauen Füße.
Als wir uns setzen werden die Tiere wieder ruhiger und sie setzen ihre pfeifende Konversation ungestört fort. Mit dem schwindenden Licht, werden die Vögel kontinuierlich leiser. Immer weniger von ihnen kreisen über uns und man merkt, sie gehen nach und nach zur Ruh.
Der Moment scheint wie aus einem Buch. Wir haben einen 360 Grad Blick über die zwei großen Buchten, die am Strand liegenden Fischerpangas und die in der Dühnung leicht schaukelnde Arrya.
Genau vor uns löst die Nacht langsam den Tag ab. Wir blicken gen West auf den offenen Ozean, lauschen den letzten Vögelgeräuschen, dem leichten Wind und sehen immer mal wieder einen Wal blasen oder uns mit seiner Flosse zuwinken.